Freitag, 16. Juni 2017

[Protagonisteninterview] Long, long way from home - Das Ende 2 von Andreas Faber

[Wir befinden uns heute im Bahnhofsgebäude von Iserlohn. Die gesamte Stadt hat sich vom letzten Mal her gravierend geändert. Kein Straßenlärm, keine Menschen auf den Straßen. Aber ich darf heute mit ein paar Überlebenden ein kleines Interview führen. Nora, welche ich ja vom letzten Mal noch kenne, winkt mir kurz zu, verlässt aber ihren Beobachtungsposten nicht.]

Hallo, Herr Beyersfeld und Frau Hohmeyer, danke, dass sie sich bereit erklärt haben sich meinen Interviewfragen zu stellen.
HGB: „Ich bin noch von der alten Schule, also Ladies first.“
[Anissa blickt etwas abwesend vor sich hin. Herr Beyersfeld stupst sie leicht an.]
Anissa: „Oh … ja hallo ich bin Anissa. Ich glaube Nachnamen sind in dieser Welt nicht mehr so von Bedeutung.“
HGB: „Hallo und vielen Dank für die Interview-Möglichkeit, auch von meiner Seite. Bitte nennen Sie mich HGB, einfach weil alle mich so nennen. HGB ist die Abkürzung aus meinem Vornamen, Hans-Günther und meinem Nachnamen, Beyersfeld. Daraus hat sich dann irgendwann der Spitzname HGB entwickelt und das ist bisher so geblieben.“

Wie ist der momentane Stand der Dinge? Was hat sich seit dem Ausbruch dieser Krankheit für sie beide verändert?
[HGB deutet wieder auf Anissa, die zuerst antworten soll.]
Anissa: „Die ganze Welt scheint einfach durchgedreht zu sein. Tote stehen wieder auf und jagen die Lebenden! In den letzten paar Stunden habe ich viele schlimme Dinge gesehen und erlebt. Seltsame Kreaturen, die Menschen angreifen und Menschen, die einfach so auf andere Menschen schießen. Was da am Krankenhaus in Elsey passiert ist, kann ich immer noch nicht fassen. Ich weiß nicht was das für eine Krankheit ist, aber das alte Leben existiert nicht mehr. Ich musste mich von jetzt auf gleich in einer völlig neuen Welt zurechtfinden. Ich war der Situation alleine nicht gewachsen. Wenn HGB und Mirko mich nicht vor den Kreaturen gerettet hätten, wäre ich jetzt wahrscheinlich schon längst tot oder auch eine von diesen Bestien. Ich weiß nicht, wie das noch weiter gehen soll und wie lange wir uns noch behaupten können. Im Augenblick weiß ich nicht wie ich das alles schaffen soll.“
[HGB wirft der jungen Frau einen mitfühlenden Blick zu und legt ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Anissa knetet ihre Hände nervös und zuckt leicht als HGB sie berührt, doch dann lächelt sie ein wenig.]
HGB: „Wie Anissa gerade schon gesagt hat, scheint die ganze Welt einfach durchgedreht zu sein. Es hat alles mit meinem Nachbar angefangen. Am Anfang dachte ich noch, da wäre so ein Irrer, der sich in seiner Wohnung verbarrikadiert hat. Als die Polizei kam, war ich mir sicher, dass sich das Thema gleich erledigt hätte. Doch dass das alles so schlimm werden würde, hätte ich im Leben nicht gedacht! Dann wurde dieser nette Polizist, Mirko,  von einer dieser Kreaturen angegriffen! Ich hab mir einfach das nächst beste geschnappt. Ich glaube es war ein Stuhl … ja genau ein Stuhl. Keine Ahnung wieso der unten auf der Straße stand, aber sie kennen das ja, die Menschen stellen allen möglichen Müll auf die Straße, naja … wobei nun vermutlich nicht mehr. Danach sind wir gemeinsam geflohen, was wir dann im Polizeirevier erlebt haben erzähle ich lieber nicht. Kurze Zeit später haben wir dann Anissa getroffen und konnten den Kreaturen entkommen. Wir haben uns dazu entschieden, dass wir nach Iserlohn zur Sicherheitszone gehen würden. Es war schon ein ziemlicher Schock, als wir feststellen mussten, dass es gar keine Sicherheitszone mehr gab. Soweit ich das mitbekommen habe, konnte die Gruppe um Andreas, mit Hilfe eines Soldaten, entkommen, als die Kreaturen die Zone überrannten. Und nun hocken wir hier und überlegen uns, was wir als nächstes tun werden. Wir müssen uns nun erst einmal in dieser neuen Welt zurechtfinden. Ich bin mir sicher, dass Mirko und Andreas schon etwas einfallen wird. Im Moment fühlt man sich sehr rastlos und muss immer auf der Hut sein. Hinter jeder Ecke lauert die Gefahr und wir müssen auf alles vorbereitet sein.“

Was können sie tun, um ihre Gruppe zu beschützen?
[Diesmal antwortet HGB als erster.]
HGB: „Ich kann guten Tee kochen!“
[HGB lacht kurz auf]
HGB: „Spaß beiseite, ich bin nun schon etwas in die Jahre gekommen und kann gegen die Kreaturen alleine nicht mehr viel ausrichten. Wobei ich auch nicht zu unterschätzen bin! Ich werde aber dennoch mein Bestes geben, wenn es drauf ankommt. Sonst kann ich den Leuten in der Gruppe nur mit Rat und Tat zur Seite stehen und werde immer ein offenes Ohr haben, wenn einmal jemand reden möchte. Die anderen sind noch viel jünger und fitter, von daher denke ich, dass wir alle gut aufeinander aufpassen können.“
Anissa: „Na ja, ich bin im Moment noch mit der ganzen Situation überfordert. In Hohenlimburg hätten mich diese … Dinger fast umgebracht. Ich glaube nicht, dass ich der Gruppe so helfen kann wie Mirko oder Nora. Das sind Kämpfer müssen sie wissen. Aber ich bin fest entschlossen von ihnen zu lernen und mich sinnvoll einzubinden. Irgendwann werde ich auch in der Lage sein, meinen Teil zum Schutz der Gruppe beizutragen. Bisher muss ich aber erst einmal darauf beschränken, den Leuten zu helfen, wenn es um medizinische Angelegenheiten geht. Ich bin zwar keine Ärztin, aber mit meiner Ausbildung als Krankenschwester kann ich dennoch etwas tun. Wenn auch nicht so viel.“

Ihr kommt ja aus verschiedenen Orten Deutschlands, wie habt ihr den Ausbruch und jetzt den Zusammenschluss der beiden Gruppen erlebt?
Anissa: „Wie ich vorhin schon gesagt habe, überfordert mich das alles noch. Im Moment kann ich noch nicht so ganz verstehen, was hier wirklich passiert. Das Zusammentreffen unserer beiden Gruppen, an dem alten Haus, verlief zuerst nicht so optimal. Wenn ich dran denke wie Andreas und die anderen mit ihren Waffen  auf mich gezielt haben …“
[Erneut verstummt sie kurz und ihr Blick gleitet ins Leere. HGB will sie gerade ansprechen, als sie von alleine weiter redet.]
Anissa: „Ich halte mich im Moment eher an Mirko und HGB, aber ich denke auch, dass eine etwas größere Gruppe gar nicht schlecht wäre. Nun müssen wir schauen, wie es weiter geht. Dazu müssen Mirko und Andreas erst einmal wieder aus der Zone zurückkommen. Sie sind schon ziemlich lange weg, ich mache mir Sorgen!“
[Dennis, welcher sich zunächst im Hintergrund hält, meldet sich auch zu Wort, denn er ist bisher der einzige, welcher von dem Ausflug in die  Sicherheitszone zurückkam.]
Dennis: „Den beiden ging es gut als ich weg bin. Ich hab die Freaks abgelenkt damit sie in das Hauptgebäude eindringen können!“
[Nach der schnellen Antwort geht Dennis wieder zurück in die große Halle, denn Nora scheint nicht gut zu sprechen auf ihn.]
HGB: „Ja das alles ist wirklich nicht einfach zu begreifen. Bisher kann sich niemand erklären, wieso sich diese Kreaturen so benehmen und was der Auslöser von all dem ist. Aber wir konnten diesen Dingern entkommen und haben uns auf den Weg hierher gemacht. Der Fußweg nach Iserlohn war ziemlich lang und ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob wir nicht doch besser hätten nach Hagen gehen sollen. Wie Anissa gerade schon sagte, ist das erste Zusammentreffen nicht so gut gelaufen. Doch nun sitzen wir hier und warten auf Mirko und Andreas, die noch nicht wieder zurück sind. Dann werden wir uns etwas überlegen. Ich vertraue Mirko voll und ganz. Er wird schon wissen was wir tun sollen.“

Habt ihr für eure Zukunft schon Pläne oder Wünsche, welche auch in so einer schwierigen Zeit auszuführen sind?
Anissa: „Erst einmal müssen wir überleben. Über Pläne und Wünsche habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Oder vielleicht doch, ich wünsche mir, dass alles wieder so wird, wie früher.“
HGB: „Ein kleines Reihenhaus am Stadtrand wäre nett, mit Garten und allem was dazu gehört.“
[HGB lächelt, sieht dann aber das Anissa nicht auf den Scherz eingeht]
HGB: „Im Ernst, im Moment wissen wir selbst nicht was noch alles kommen wird und wo uns dieses Abenteuer hinführt. Natürlich wäre es wünschenswert, dass alles wieder so wird, wie es noch vor wenigen Tagen war. Doch wenn ich mich da draußen so umsehe und an die letzten Stunden zurück denke, habe ich da schon meine Zweifel. Wir müssen nun einen Ort finden,  an dem wir sicher sind,  dann können wir anfangen Pläne zu schmieden.“

Werden sich eure Gruppen wieder trennen?
HGB: „Ich wäre dafür, dass wir erst einmal zusammen bleiben. In einer größeren Gruppe sind unsere Chancen doch erheblich besser, als wenn wir nur zu dritt durch die Gegend streifen. Allerdings muss man auch beachten, dass die Gruppe nicht zu groß wird und außerdem kennen wir die anderen ja noch gar nicht richtig. Bisher hatten wir ja noch kaum Gelegenheiten um uns zu unterhalten. Ich hoffe, dass Mirko auch so denkt. Aber das kann ich nicht genau sagen, doch der Junge wird schon wissen was er tut.“
Anissa: „Genau, ich würde mich HGB anschließen. Die Chancen in einer größeren Gruppe sind einfach besser. Die anderen waren anfangs zwar etwas komisch, aber ich denke, man muss sich erst einmal kennen lernen. Ich hoffe nur, dass Mirko bald zurückkommt.“
[Anissa blickt zum Eingang des Bahnhofs, es gelingt ihr noch immer nicht, ihre Hände still zu halten.]

Danke für das sehr informative Gespräch.
[Anissa blickt zu mir und lächelt ein wenig, sie nickt]
HGB: „Ich danke auch. Es hat schon irgendwie Spaß gemacht, mal ein bisschen über das alles zu plaudern. Wenn sie noch mehr Fragen haben stehe ich ihnen gerne zur Verfügung. Ich kenne noch einige tolle Geschichten! Ich hab mal Roy Black getroffen, wussten sie das?  Aber nun müssen wir wieder raus. Mirko und Andreas kommen bestimmt gleich zurück.“


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